Bioeconomy Austria nahm an der Konferenz am 13. Mai 2025 im Brüssel organisiert von der European Biosolutions Coalition teil. Gemeinsam mit unseren Netzwerkparnter:innen der Industriellenvereinigung und der AustroCel Hallein GmbH vertraten wir Österreichs Bioökonomiebranche bei der Veranstaltung. Diese zeigte deutlich: Die Bioökonomie gewinnt in der europäischen Industrie- und Innovationspolitik weiter an strategischer Bedeutung. Politische Entscheidungsträger:innen und internationale Expert:innen betonten die zentrale Rolle biobasierter Lösungen für Wettbewerbsfähigkeit, Resilienz und Klimaziele – zugleich wurde jedoch der bestehende Handlungsbedarf klar benannt.
EU-Kommissar Oliver Várhelyi stellte in seiner Grundsatzrede zentrale Weichenstellungen der Kommission für den Biotech- und Bioökonomiesektor vor. Im Mittelpunkt standen regulatorische Vereinfachungen, beschleunigte Innovationspfade, besserer Zugang zu Kapital sowie der Ausbau digitaler Infrastrukturen und Humanressourcen. Várhelyi betonte, dass eine moderne Bioökonomie nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschafts- und geopolitisch relevant sei. Neben der Stärkung unternehmerischer Kompetenzen sei insbesondere die Schaffung skalierbarer Rahmenbedingungen entscheidend, um Europas Wettbewerbsfähigkeit in diesem Feld langfristig zu sichern.

Maive Rute, Deputy Director-General bei DG GROW, positionierte die Bioökonomie als Bestandteil des European Clean Industrial Deal, für den ein Budget von 50 Milliarden Euro angekündigt wurde. Rute verwies auf die Notwendigkeit, Resilienz durch Diversifikation und regionale Alternativen zu stärken und die wirtschaftliche Bedeutung der Bioökonomie stärker in den politischen Fokus zu rücken.
Paulina Dejmek Hack, Kabinettschefin von EU-Umweltkommissarin Roswall, die für das Update der Bioökonomiestrategie zuständig ist, sprach von einem Momentum für die Bioökonomie. Sie hob die Bedeutung intelligenter, unabhängiger Wertschöpfungsketten hervor und bezeichnete die Bioökonomie als verbindendes Element zwischen Wettbewerbsfähigkeit, Klimazielen und strategischer Resilienz. Das Hauptdefizit sei derzeit die fehlende Skalierbarkeit biobasierter Innovationen.
Janka Oertel, Direktorin des Asien-Programms beim ECFR, analysierte die geopolitischen Herausforderungen. Sie verwies auf den wachsenden Druck durch China und die USA und mahnte, dass Europa den eigenen Binnenmarkt stärken und strategisch wichtige Industriesektoren – einschließlich der Bioökonomie – aktiv absichern müsse. Ihre zentrale Botschaft lautete: Es geht nicht nur um Nachhaltigkeit, sondern auch um industriepolitische Souveränität und ökonomische Stärke.
Edward Shenderovich, CEO des US-Investors Synonym, erläuterte die Dynamiken der internationalen Kapitalmärkte. Die geopolitische Unsicherheit in den USA könne für Europa Investitionschancen eröffnen. Allerdings sei dafür ein innovationsfreundliches Umfeld mit planungssicheren und transparenten Rahmenbedingungen erforderlich. Europa könne nicht über Preis konkurrieren, wohl aber über Qualität, Geschwindigkeit und verlässliche Regulierung.
Fazit
Die Bioökonomie wird derzeit noch unter ihrem tatsächlichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wert verhandelt. Sie trägt bereits rund 17 Millionen Arbeitsplätze und 5 Prozent zum BIP der EU bei. Gleichzeitig verliert Europa zunehmend Innovationsprojekte an andere Weltregionen. Die Konferenz machte deutlich, dass Regulierungen, Finanzierung und Infrastruktur entscheidende Engpässe darstellen. Wenn Europa die Bioökonomie als Teil seiner wirtschaftspolitischen Zukunft sichern will, braucht es beschleunigte Prozesse, verlässliche Investitionsbedingungen und eine strategische Erzählung, die Wirtschaft, Klimaschutz und Gesellschaft miteinander verbindet. Der Handlungsbedarf ist unmittelbar.
