„Damit ein regionales Angebot an Naturfasern geschaffen werden kann, braucht es echte Zusammenarbeit über die gesamte Wertschöpfungskette“ so eine Teilnehmerin der Naturfaser Veranstaltung am 28.04 in der Landwirtschaftskammer OÖ. Der Wille, ein regionales Angebot an Naturfasern zu schaffen und nutzen ist da – die Herausforderungen aber ebenso. Vertreten war ein Großteil der Wertschöpfungskette: von Landwirtschaft über die Weiterverarbeitung zu Unternehmen, die Faserprodukte herstellen oder einsetzten möchten. Nur jene Verarbeitungsbetriebe, die Rohfasern in nutzbare Bestandteile aufschließen fehlten – vermutlich, weil es solche Betriebe in der Region nicht (mehr) gibt.
Der Tag begann mit Fachinputs: Günter Wuzella (Kompetenzzentrum Holz) lieferte einen fachlichen Einblick in das Thema Naturfasern und erklärte wie Kurzfasern, Mittellange Fasern und Langfasern in unterschiedlichsten Gebieten Anwendung finden können. Anschließend stellten Maria Strasser (WKO) und Olivera Gracanin (Business Upper Austria) rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen vor.
Praxisbeispiele lieferten Dominik Füglistaller (Swissflax) und Valentine Troi (Tirol): Füglistaller zeigte, wie Produktion und Verarbeitung trotz Kleinstmengen und fehlender regionaler Verarbeitungsschritte möglich sind, und betonte die Bedeutung von Sicherheit für Landwirt:innen sowie Bewusstseinsschaffung. Troi schilderte den Versuch des Tourismusverbandes bzw. der Tiroler Standortagentur, eine Mütze „100 % made in Tirol“ zu produzieren. Fehlende fehlenden Produktionsschritten für die Verarbeitung von Hanf, die Faserqualität und die Weiterverarbeitung stellten große Herausforderungen dar.
In den Workshops beschäftigten sich die Teilnehmer:innen mit drei Schwerpunkten:
Regionalität
Herausforderungen sind die kontinuierliche Verfügbarkeit von Naturfasern in gleichbleibender Qualität, fehlende Finanzierung, der Rückgang landwirtschaftlicher Betriebe und begrenzte Anbauflächen. Besonders in der Anfangsphase braucht es Bewusstseinsbildung, finanzielle Förderung und Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungskette. Zudem wurde diskutiert, wie klimatische Veränderungen den Anbau von Hanf und Flachs beeinflussen könnten.
Bildung & PR
Zentrales Problem ist das fehlende Ausbildungsangebot – von Schulungen für Landwirt:innen über Basis- und Fachausbildungen für potenzielle Arbeitskräfte bis zur Sensibilisierung von Konsument:innen. Besonders für Letztere sollte Bildung früh ansetzen, etwa mit einer „Textilausbildung“ in der Schule. Notwendige Maßnahmen sind beispielsweise Begeisterung in Schulen wecken (z.B. durch Exkursionen), gemeinsame Initiativen für textile Berufe, aktive Vernetzung sowie regelmäßige Treffen engagierter Akteur:innen.
Wirtschaftlichkeit
Die größten Herausforderungen sind hohe Produktions- und Transportkosten, lineares Denken und geringe Nachfrage. Erschwerend wirken unterschiedliche Branchenanforderungen, fehlende regionale Strukturen und die aufwändige Entwicklung neuer Produkte, was die ganzheitliche Nutzung der Pflanze erschwert. Lösungsansätze sind u. a. Ökomodulationen, verlässliche Rahmenbedingungen für Landwirt:innen, regionale Verarbeitungstechnologien und Strukturen, die eine umfassende Pflanzennutzung ermöglichen. Hindernisse bleiben mangelndes Wissen, fehlende Kooperationen, unzureichende Technologien und eine ungeklärte Kostenverteilung.
Zum Abschluss wurde der Wunsch nach Fortsetzung deutlich. Auch das Team der Business Upper Austria (Cleantech- und Building Innovation Cluster) sieht die große Bedeutung darin, regionale Wertschöpfung in Österreich zu stärken – über reine Recycling- und End-of-Pipe-Lösungen hinaus – und arbeitet derzeit an der Entwicklung eines weiterführenden Formats. Wenn Sie Interesse haben, sich aktiv daran zu beteiligen, freuen sich Michaela Streicher (michaela.streicher@biz-up.at) oder Isabella Mantello (isabella.mantello@biz-up.at) über Ihre Kontaktaufnahme.
Die Veranstaltung wurde durch eine Kooperation zwischen dem nationalen Projekt Bioeconomy Austria und dem EU-Horizon Projekt Engage4Bio realisiert.


